Nachgedacht

Bald werden wir sie wieder überall sehen: die schwarz-rot-goldenen Fahnen, Wimpel und Hüte. Die Menschen beim Public Viewing bei sommerlichen Temperaturen. Die Begeisterung, wenn die eigene Mannschaft ein Tor geschossen hat und die fast schon gespenstische Stille, wenn das Ausscheiden aus dem Turnier droht.

Am 14. Juni wird die Fußball-Europameisterschaft der Männer beginnen! Und Deutschland stellt dieses Mal die Bühne. Daher wird es mit vielen verschiedenen Flaggen ganz bunt werden, nicht nur im Fernsehen, sondern auch in unseren Städten. Europa möchte ein fröhliches und vor allem friedliches Fußball-Fest feiern!

Inmitten der aktuellen weltpolitischen Lage, in der vieles in Aufruhr ist, in der an vielen Stellen Menschenleben bedroht werden, in der Krieg, Gewalt und Hass übermächtig zu werden scheinen, mutet dieses Vorhaben schon seltsam an. Wie soll man denn unbeschwert feiern können, wenn an so vielen anderen Orten Menschen um ihr Leben fürchten müssen?

Immerhin: Der Fußball verbindet Menschen über alle Grenzen hinweg. Es ist das erste Mal, dass das wiedervereinigte Deutschland die Europameisterschaft ausrichtet. Wir freuen uns, Gastgeber für Fans aus ganz Europa zu sein. Die EM ist zudem Anlass, um gesamteuropäische Werte wie Demokratie, Freiheit und Frieden, aber auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt zu stellen. Während des Turniers werden Menschen sich austauschen und miteinander ins Gespräch kommen können.

Gleichzeitig können wir beim Fußball beobachten, was nötig ist, um gemeinsam als Mannschaft ein gutes Spiel abzuliefern und am Ende den angestrebten Erfolg zu erzielen. In einer Mannschaft werden Spieler mit ganz unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten gebraucht. Da muss es Verteidiger geben, die die Angriffe des Gegners durch geschickte Raum- oder Manndeckung abwehren. Da dürfen die Strategen nicht fehlen, die Spielmacher. Unverzichtbar sind auch die Spieler, die die Chancen kreieren und nutzen – am Ende zählen schließlich die Tore. Aber selbst eine Mannschaft mit herausragenden Einzelspielern wird nicht erfolgreich sein können, wenn das Zusammenspiel nicht funktioniert, das Aufeinander-Achten, das Sich-auch-einmal-selbst-Zurücknehmen, der Blick auf das große Ganze, auf das gemeinsame Ziel. Das gilt nicht nur für den Fußball, nicht nur für die Mannschaftsportarten. Es gilt auf jeden Fall auch für den weiteren Weg, den wir als Kirchengemeindeverband und ab 1.1.2025 als Gesamtkirchengemeinde vor uns haben. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter genauso wie alle Gemeindeglieder sind Teil unserer Mannschaft. Um sich das vor Augen zu führen und bewusst zu machen - schon deshalb lohnt es sich, das Fußballfest im Sommer mitzufeiern!

 

Ihre Pastorin Heidrun Gunkel

Pastorin

Dr. Heidrun Gunkel